Die Fischmärkte und die Wochenmärkte
In den Hafenstädten (Bari, Ostuni, Monopoli, Otranto, Gallipoli) ist der Fischmarkt eine der grossen Attraktionen. Hier wird gefeilscht, geprüft und verkauft. Frische Fische und Meeresfrüchte sind kunstvoll aufgeschichtet und interessant geformte Muscheln werden zu Dekorationszwecken verwendet. Im Frühjahr werden hier die frischen Seeigel, die auf italienisch „Ricci“ heissen, ausgeschlürft wie anderenorts die Austern. Apulier schwören, es gäbe nichts Besseres.
Die Märkte in den Städten sind oft eine reine Augenweide: riesige Berge einheimischer Produkte, knallrote Pepperoni und Tomaten, lange Gläserreihen voll eingelegter Artischocken, Pilze, Früchte, riesige Melonen und vieles mehr.
Feste, Bräuche und Traditionen
Italienisch in Apulien lernen bedeutet auch, mit den vielen Festen und Traditionen in Kontakt zu kommen, die im Frühling und Sommer in den kleinen Dörfern in der Nähe von Otranto stattfinden. Apulien ist ein traditionsreiches Land mit vielen religiösen Festen, die Ausdruck der Apulischen Kultur und Lebensfreude sind. Die Patronatsfeste werden feierlich begangen, mit Prozessionen, Lichterketten und grossem Feuerwerk, umrahmt von zahlreichen Marktständen mit heimischen Produkten.
Es gibt ausserdem gewisse Riten und Bräuche, die ihre Wurzeln in geschichtlichen Ereignissen haben und deshalb von besonderer historisch – anthropologischer Bedeutung sind.
In der Provinz Lecce, in Ruffano wird am Vorabend des Festes des San Rocco, am 15 August die ganze Nacht mit kleinen Orgeln musiziert und ein alter Tanz getanzt, der einst mit Messern und heute mit den Fingern ein Duell mimt.
In Novoli wird zu Ehren des Stadtpatrons, des Hl. Antonio Abate, am 17 Januar ein riesiger Scheiterhaufen angezündet, die sog. Fòcara, hoch wie ein Haus und innen mit Gängen ausgestattet.
In Galatina gibt es teilweise heute noch am Feiertag der SS. Pietro e Paolo (Hl. Peter und Paul), den Ritus der Tarantolate, eines befreienden Tanzes vor der Kapelle der Heiligen. In Lecce wird zu Santa Lucia, am 13. Dezember, ein Krippenmarkt abgehalten, auf dem künstlerisch hochwertige Krippenfiguren, Produkte der einheimischen Handwerkskunst, angeboten werden, die den berühmteren neapolitanischen Figuren durchaus ebenbürtig sind.
In der Provinz Brindisi sind das Pferderennen und der historische Umzug zu Ehren Friedrichs II sehr zu empfehlen, die Mitte August in Oria stattfinden. Im Gedenken an den grossen schwäbischen Kaiser zieht hier, in seinem Lieblingsland, ein Gefolge aus Sarazenen, Deutschen, Juden, Adeligen und Standespersonen aller Art in schillernden Kostümen durch die Strassen der Stadt.
Volksmusic „Pizzica“ und Tarantismus in Apulien
Während Ihres Sprachurlaubs in Apulien können Sie auch die wunderbare Tradition der apulischen Musik entdecken. Eine Lektion widmet sich Pizzica und der Anthropologie dieses Tanzes gewidmet sein. Der Unterricht endet mit einem Gruppen Tanz auf der Schulterrasse.
Betrachtet man Italien auf der Landkarte, so erkennt man im Umriss des Landes einen Stiefel. Die Region am Stiefelabsatz heisst Apulien. In dieser Gegend werden noch heute hauptsächlich Oliven angebaut. Bei der Arbeit kommen die Bauern mit den vielen kleinen Spinnen, die in den Bäumen oder zwischen Steinen versteckt leben häufig in KontaktItalienisch Sprachschulen, Sprachschulen in Italien, Sprachkurse in Italien, Italienischkurse in Italien. Bisse einer besonderen Spinnenart – den Taranteln- konnten – dem alten Aberglauben der Apulier zufolge – schlimme Folgen haben, von denen hauptsächlich Frauen betroffen waren. Dieser sogenannte Tarantismus existierte bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts!
Diejenigen, die damals „von der Tarantel gestochen waren“ ,wurden fortan ein Mal pro Jahr zu Beginn des Sommers für ca. eine Woche „verrückt“. Ihr Verhalten ähnelte in dieser Zeit ungefähr dem Tier, von dem sie gebissen wurden: Sie waren geistig abwesend und bewegten sich z.T. spinnenartig auf allen vieren (eventuell vergleichbar mit der Epilepsie). Es wurden Musiker gerufen, die die sogenannte „Pizzica“ spielten und eine Art volkstümliche Musiktherapie durchführten, die jedoch nur während der Spieldauer wirksam war. Die Betroffenen fielen in Trance und begannen sich bis zur Erschöpfung wild zu bewegen oder zu tanzen. Es wurden – neben dem Gesang – die folgenden Instrumente verwendet: Tamburin (Trommel, aussen mit Schellen), Violine, Gitarre oder Ziehharmonika [siehe Hörbeispiel].
Eine endgültige Heilung der Betroffenen konnte durch die Musik nicht erreicht werden. Deshalb unternahm man eine Wallfahrt nach Galatina, einer Stadt, in der die Kirche des Heiligen Paul steht, dem Schutzpatron der Spinnentiere. Die Erkrankten trafen sich und wurden alle – wie durch ein Wunder – dank der Gnade des Heiligen jeweils am 29. Juni des Jahres geheilt.
Die Bezahlung der Musiker und die Reise sind für viele Familien aus dem armen Süden Italiens eine schwere finanzielle Belastung gewesen.
Das magische Phänomen des Tarantismus ist erstmals in den fünfziger Jahren von dem Ethnologen Ernesto de Martino wissenschaftlich untersucht worden. Erste Filmdokumente liegen aus dem Jahr 1961 vor. Die betroffenen Frauen aus Apulien glaubten fest daran, das ihre Erkrankung durch den Biss der Taranteln ausgelöst wurde. Wissenschaftler bezweifeln, dass Spinnen Ursache der Krankheit waren und vermuten, dass die Frauen unbewusst ihre unterdrückten Gefühle, Sehnsüchte, Bedürfnisse und Begierden auslebten. Man muss bedenken, dass die Frauen in dieser Region früher kaum das Recht hatten ihr Haus zu verlassen und dass Ehen angesichts finanzieller Notwendigkeiten von den Angehörigen ausgehandelt wurden; Liebe spielte keine Rolle.
Die Ursprünge des Tarantismus lassen sich ungefähr bis in das Jahr 1400 zurückverfolgen, vielleicht ist er aber noch viel älter. Nachdem die dazugehörige Musik – die Pizzica für einige Jahre verschwunden schien, begann sie etwa seit 1970 wieder aufzuerstehen. In Apulien hat sie sich seit dem zu einer Musik der jungen Leute entwickelt. Ein Fest, auf dem sich die Jugend heute trifft um gemeinsam zu tanzen und die volkstümliche Pizzica zu spielen, kann man sich etwa so vorstellen, wie im folgenden Text beschrieben: Basis der Pizzica ist das Tamburin, das mit einer besonderen Technik gespielt wird. Es gibt den Basisrhythmus, während seine Schellen aufregend scheppern und klingen. Die Körper der Tänzer beginnen zu vibrieren, mit der Musik, im Raum, in der Menschenmenge und in der sommerlichen heissen Atmosphäre. Man formt aussen einen Kreis („la ronda“) und tanzt in der Mitte mit elementarer (das heisst einfacher) Schritttechnik, die viel Platz für Gefühle, Emotion und Fantasie lässt; begleitet vom unendlichen und nie zu Ende gehenden Rhythmus des Tamburins.